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nächster Spieltermin am Sonntag, 22.12.2024 um 19:30 Uhr
S´Weihnachtsbrettl - sagenhaft und humorvoll
gesamtes ProgrammEs ist wieder soweit: das s´Maximilianeum lädt zum legendären Weihnachtsbrettl. Für weihnachtlich-schwarzhumorige Adventsstimmung sorgen heuer Gerhard Polacek und Quetschendatschi.
Für all jene, die eine etwas andere Besinnlichkeit suchen, ist das „Brettl“ der Kleinkunstbühne ein Muss im vorweihnachtlichen Kalender. Heuer erfüllt Gerhard Polacek mit seinem boshaften, hinterlistigen Wiener Charme, das Bedürfnis nach einem schmalzfreien, höchst vergnüglichen Weihnachtsprogramm.Texte von Kurt Tucholsky, Erich Kästner bis Robert Gernhardt und Gerhard Polt lassen den Abend zu einem Fest der besonderen Art werden.
Musikalisch begleitet wird er von Quetschendatschi aus Dießen. Die Instrumente des Trios von Johannes Sift (diatonische Harmonika), Sabrina Walter (Harfe) und Stefan Hegele (Helikon und Gitarre) lassen bereits erkennen, zwischen welchen Musikstilen und Genres sich die Gruppe bewegt, wobei die Hauptrolle der diatonischen Harmonika zufällt: unverkennbar dient ihnen die bayerische Volksmusiktradition als Grundlage des Musizierens.
Darüber hinaus fließen in ihr Repertoire andere Musiktraditionen ein, z.B. europäischer Folk aus Frankreich, Schweden, den britischen Inseln und – auf der Steirischen Harmonika in dieser Form bislang recht selten zu hören – Klezmer aus Osteuropa und den USA. Irgendwie ist diese Musik, darunter etliche Eigenkompositionen, aber immer in irgendeiner Form an Bayern gebunden.
Mit dem Gastspiel von „The Heimatdamisch“ setzt die Kleinkunstbühne seine vor wenigen Jahren gestartete Reihe mit Veranstaltungen zum Abtanzen fort. Dass es gelungen ist, die Acht-Mann-Kapelle um Florian Rein zu verpflichten ist ein echter Knaller.
Üblicherweise ist Heimatdamisch, die in klassischer Volksmusik-Besetzung mit Tuba, Akkordeon, Bläsern, Schlagzeug und Gesang aktuellen Chart-Hits und ausgewählten Rock- und Pop-Klassikern die Lederhosn anzieht, eher auf den großen Festivalbühnen in Deutschland und Europa zu Hause.
Und mit ihrem Stil, Rock- und Popmusik im Blasmusik-Setup über die Bühne zu schmettern, haben sie einen Nerv der Zeit getroffen. So hat ihr Cover des Guns n´Roses Rock-Krachers „Sweet Child o’ Mine“ bislang fast 10 Millionen Clicks auf Youtube erreicht. Der Erfolg hält die Musiker aber nicht ab, auch mal auf kleinen Bühnen ihre Show abzuziehen. Dass die Trachten-Rocker im eher intimen Rahmen des Stadttheater-Foyers zu erleben sind, ist fast schon einmalig. Die Veranstaltung ist unbestuhlt.
Stephan Zinner ist der Metzger Simmerl in den Eberhoferkrimis, hat im Polizeiruf 110 nachdrücklich bewiesen, dass er auch als Schauspieler mehr kann als lustig, er ist seit Jahren als Kabarettist erfolgreich und vor allem ist er ein sauguter Musiker. In seiner Paraderolle als Musik-Kabarettist mit dem deutlichem Schwerpunkt auf „Musik“ gastiert Zinner mit seinem neuen Programm „Der Teufel, das Mädchen, der Blues und Ich" am 16. Februar, 19:30 Uhr, bei der Kleinkunstbühne Landsberg.
In „Der Teufel, das Mädchen, der Blues und Ich“ hat Zinner den Blues. Was nicht bedeutet, dass er niedergeschlagen ist, nein, ganz im Gegenteil. Mit viel musikalischer Energie macht er sich auf die Reise zu den Wurzeln des Blues. Und wartet mit einer musikhistorischen Sensation auf. Denn diese Wurzeln liegen nicht ausschließlich im Mississippi-Delta im Süden der USA, nein, nein, sie liegen auch in Trostberg in Oberbayern.
Also, nimmt Zinner die Gitarre in die Hand und wird mit der Unterstützung eines wahren Teufelskerls, namens Peter Pichler, den Blues jaulen, den Gospel predigen und tanzen, dass es dem Satan ganz schwindlig werden wird, so das Versprechen aus Trostberg.
In der Spielzeit 2022/2023 sorgten Kathi Gruber und ihr Vater Christian mit „A Tribute“ für eine volles Haus und stehende Ovationen im Stadttheater Landsberg. Nun kehrt das Tochter & Vater Gespann mit dem neuen Programm „Umbrüche“ zurück als Gäste der Kleinkunstbühne. Dieses Mal haben sich die Grubers die musikalischen Lebensstationen von Kurt Weill vorgenommen.
In ihrem neuen Programm „Umbrüche“ haben sich Katharina Gruber und Christian Gruber aufgemacht, Kurt Weills Lebensstationen Berlin – Paris – New York musikalisch zu durchwandern und dem Genie Kurt Weill nachzuspüren, einem der vielseitigsten und erfolgreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.
Großartige Songs aus Weills verschiedenen Schaffensphasen wie etwa Bilbao-Song, Alabama-Song, Youkali, J´attends un navire, Septembersong oder Speak low kommen zu Gehör und demonstrieren Weills einzigartige Fähigkeit, Einflüsse aus verschiedensten musikalischen Traditionen zu absorbieren und sich auf wandelnde Gegebenheiten immer neu einzustellen.
Er ist der Großmeister der skurrilen Alltagsgeschichten und hat in den Jahrzehnten seines Schaffens so ziemlich alle bedeutenden Preise abgeräumt, die der deutschsprachige Kleinkunst- und Kabarettmarkt hergibt und ist ganz nebenbei auch noch Autor von zahlreichen Bestsellern. Nun ist es der Kleinkunstbühne erstmals gelungen, Horst Evers nach Landsberg. Zu erleben ist er mit seinem Programm „So gesehen natürlich lustig“.
Auf nahezu unvergleichliche Art versteht es Evers aus kleinen und skurrilen, bisweilen eskalierenden Alltagsgeschichten, die zunächst mal ohne größeren Zusammenhang daher kommen, ein buntes wie vielschichtiges Gesellschaftsbild zu entwickeln.
Seine Programme und Geschichten haben so wundervolle Titel wie „Ich bin keiner, der sich an die große Glocke hängt“ und inzwischen gilt Evers als einer der ganz großen satirischen Alltagsphilosophen.
Diesem Ruf wird er auch in „So gesehen natürlich lustig“ einmal mehr gerecht. Verraten sei nur mal so viel: Die Welt ist ein Jammertal, aber so schlimm, dass es nicht lustig sein dürfte, ist es nun auch wieder nicht.
Ob Gedicht oder Klavierlied – der Satiriker und Musiker Marco Tschirpke weiß sich kurzzufassen. Gespickt mit Verweisen auf Kunst und Geschichte, bedeutet ein Abend mit dem Gewinner des Deutschen Kleinkunstpreises 2018 vor allem ein intellektuelles Vergnügen.
Wie er das heute mit dem Gestern und das Hohe mit dem Tiefen verquickt, das ist so unverschämt lustvoll und unterhaltsam, dass sein Publikum davon oft nicht genug bekommen kann. Wobei auch die Küchenlyrik nicht zu kurz kommt. Kostprobe gefällig? „FONDUE – das meint: An runden Tischen / Gemeinschaftlich im Trüben fischen.“ Dass Tschirpke zugleich als einer der gewieftesten Pianisten seiner Branche gilt, verdankt er einer Spielfreude, die ihn oft zu halsbrecherischen Manövern verführt. Sein letzter Gedichtband „Frühling, Sommer, Herbst und Günther“ (2015) avancierte zum Spiegel-Bestseller.
2018 wurde der in Rathenow/Havel geborene Tschirpke mit dem Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Chanson/Lied/Musik ausgezeichnet. Horst Evers, nur wenige Wochen vor Tschirpke zu Gast in Landsberg urteilte in typischer Evers-Manier: „Ganz groß, der Herr Tschirpke, ganz groß“.
Begonnen hat alles mit einem Kuba-Urlaub der Vagener Dorfmusikanten, gemündet hat es in eines der spannendsten und launigsten Musikprojekte in der Geschichte der neuen Volkmusik. Inzwi-schen ist die nächste Generation an den Instrumenten. Was die so an bayerisch-kubanischer Musik auf dem Kasten hat, beweisen „CubaBoarisch 2.0“ zum Abschluss der Kleinkunstspielzeit 2024/25.
Dieser Urlaub im Jahr 2000 hat echt mal Maßstäbe gesetzt. Die musikalische Völkerverständigung zwischen Kuba und Bayern ist von den Festivals landauf landab nicht mehr wegzudenken. Ob Salsa, Son oder Landler, die Band hat es einfach drauf, heiße kubanische Rhythmen mit erdigen bayrischen Klängen zu fusionieren.
Was auch kein Wunder ist, denn an der Front der spritzigen Band stehen zwei musikalische Powerpakete: die kubanische Vollblutmusikerin Yinet Rojas Cardona und der Chiemgauer Leo Meixner. Zusammen mit ihrer großartigen Band bringen die Musiker einen Groove und eine Klangvielfalt auf die Bühne, die immer wieder in Staunen versetzt und direkt in Seele und Beine geht.
Österreichisches Spitzenkabarett zur Saisoneröffnung der Spielzeit 2024/25 der Kleinkunstbühne Landsberg: Zum Auftakt gastiert Severin Groebner, vielfach ausgezeichneter Kabarettist und zu ersten Garde der österreichischen Kleinkunstszene gehörend, mit seinem neuen Programm „ÜberHaltung“ im Stadttheater.
Geht es um Haltungsnoten oder doch eher Haltungsnöte? Ist die Haltung gemeint, von der man Haltungsschäden bekommt? Oder die Haltung, die mit Zäunen und Futtermittel uns mit eiweißhaltiger Nahrung versorgt. Vielleicht artgerecht, wichtiger aber zeitgerecht. Oder die Haltung zur Welt?
Klingt doppeldeutig und genau so ist es auch gemeint. Mit tiefschwarzem Humor und sehr österreichisch nimmt sich Groebner Haltungsfragen vor - auf weltpolitischer Ebene wie auch im Privaten. Dabei bescheinigen ihm Kritiker intelligente Reflexionen mit pointiertem Humor und schrägen Songs. Denn Groebner spricht nicht nur ÜberHaltung, er besingt sie auch.
Hubers Bairische Wortkunde von und mit Gerald Huber und Maria Reiter verspricht einen ebenso unterhaltsamen wie anspruchsvollen Streifzug durch die bairische Sprache.
Keine Frage, der Mann hat ein Anliegen: Huber will Verständnis stiften für die älteste deutsche Regionalsprache und eine der ältesten Kultursprachen Europas. Denn Bairisch ist nicht die Operettensprache eines schuhplattelnden, schnaderhüpfelnden Tourismusvolkes, sondern die zeitgemäße, moderne Sprache moderner Menschen.
Diesem Anliegen werden Huber und Reiter in der musikalischen Lesung gerecht. Die Besucher erwartet in der „Geschichte des wahren Hochdeutschen“ eine (fast) komplette Sprachgeschichte der Gegend zwischen Alpen und Altmühltal mit allerhand Anekdoten und dargeboten als ein heiteres Spiel zwischen Sprache und Musik.
Christian Springer pflegt eine ganz besondere Beziehung zur Landsberger Kleinkunstbühne und so gastiert der Star-Kabarettist nur kurz nach der Premiere mit seinem brandneuen Programm „Leider“ im Stadttheater Landsberg.
Wer hat den Satz nicht schon gehört: „Man würde ja gerne, aber leider…“ Hinter dem achselzuckenden „Leider“ verbirgt sich eine Un-Kultur des Blockierens, Bremsens und Bedenkentragens, die das Leben bisweilen so zäh macht. Mit messerscharfer Rhetorik wirft Springer einen realsatirischen Blick darauf, wie denn das Leben auf allen Ebenen so sein könnte, wenn nur nicht dieses vermaledeite „Leider“ im Weg stünde.
Springer weiß, wovon er spricht. Seit vielen Jahren setzt er seine kabarettistische Weltsicht um ins Tun, belässt es nicht bei starken Worten auf der Bühne, sondern engagiert sich in hohem Maße gesellschaftspolitisch. Dazu gehören Vorträge an Schulen und sein Verein Orienthelfer e.V.
Ohne Zweifel gehört Springer zu den Größen der deutschsprachigen Kabarettszene; zusammen mit Michael Altinger moderiert er die monatliche Kabarett- Kult-Sendung „schlachthof“ im BR. .
Nach den Erfolgen in der Münchner Kulturszene jetzt auch endlich im Stadttheater Landsberg: die Soiree Macabre, eine Art Wissenschafts-Revue zum Thema Tod mit dem Pathologen Gregor Babaryka, dem Münchner Szenemusiker Dr. Will und den Tänzerinnen Sandy Beach und Pixy Hayward.
Im wirklichen Leben ist Dr. med. Gregor Babaryka Facharzt für Pathologie. Auf der Bühne spricht er über Leben und Tod, über den toten Körper und den Umgang damit, Kuriositäten und Gruseliges inklusive! Illustriert mit authentischen Bildern informiert Gregor Babaryka über die klinische Autopsie und berichtet aus seiner Tätigkeit im Sektionssaal. Außerdem präsentiert er berühmte Autopsiefälle aus der Geschichte sowie eine eigene Autopsiestudie – alles in einer auch für den medizinischen Laien verständlichen Form.
Zur Unterstützung sind die Schauspielerinnen und Tänzerinnen Sandra Steffl (Sandy Beach) und Judith Kohnle (Pixie Wayward) sowie die Münchner Kult-Band Dr. Will & The Wizards dabei. Dr. Will und seine Mitzauberer liefern mit ihrem Voodoo-Blues den passenden Soundtrack. Sandra Steffl und Judith Kohnle tragen Poesie und Prosa zum Thema vor und betören mit ihrem Tanz.
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Schülergruppen ab 15 Personen erhalten die Karten zum ermäßigten Preis von 10 € pro Person. Erwachsenen-Gruppen ab 20 Personen erhalten den ermäßigten Preis (E).
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„Soirée Macabre“ zum Totensonntag in Landsberg
Von: Susanne Greiner
Veranstaltungen am Totensonntag sollten nicht zu vergnügt sein. Aber gleich ein Abend mit einem Pathologen? Aber sicher doch, dachte sich die Landsberger Kleinkunstbühne s‘Maximilianeum, und holte den Pathologen Gregor Babaryka samt Kultband Dr. will & The Wizards sowie Bulresque-Tänzerin ins Landsberger Stadttheater. Landsberg – Ein Pathologe, eine Burlesque-Tänzerin und Blues: keine alltägliche Kombination, die die Landsberger Kleinkunstbühne s‘Maximilianeum zum Totensonntag im Stadttheater präsentiert. Die „Soirée Macabre“ vereint das krude Wissen des Pathologen Gregor Babaryka mit der musikalischen Morbidität von Dr. Will & The Wizards und der lasziven Burlesque von Sandra Steffl: eine Art Doku mit Seitensprüngen.
Pathologe und Blues-Band mit Burlesque: Theorie und „Praxis“
Es beginnt – natürlich – auf einer Beerdigung. Und zwar auf der von Pathologe Dr. med. Babarykas Mutter. Bei der spielen nämlich Dr. Will & The Wizards – und erzeugen dabei eine offenbar so ungemein friedliche Atmosphäre, dass Babaryka die Musiker kurz darauf kontaktiert: Die Idee der „Soirée Macabre“ ist geboren. Deren Konzept: nicht ganz einfach.
Zum Start gibt‘s erst einmal Franz von Poccis „Gevatter Tod“ aus dem Munde Steffls. Eine Zeile, die die Essenz des Abends zusammenfasst: „Ich bin der Geist, der schwarz beflügelt mit Adam aus dem Paradiese trat.“ Der Tod gehört zum Leben, seit es das Leben gibt. Der Poesie setzt Babaryka eine nüchterne Inhaltsangabe des Abends entgegen – die „auch das Thema Enthauptung streifen wird“. Ganz zu theoretisch wird‘s also nicht. Aber Theorie ist dabei. „Was ist Leben?“, fragt der Pathologe und definiert. Es geht zu Virchow, um Seele und Hirntod, es geht um Evolution, es geht um die Quintessenz, dass Evolution nicht an der Langlebigkeit, sondern an der Fortpflanzung interessiert ist. Ein bisschen trocken, auch, weil Babaryka eben wirklich Pathologe ist – und kein Kabarettist oder Schauspieler.
Für Auflockerung ist aber gesorgt: mit Dr. Will & The Wizards, die scheinbar direkt aus Wiens makabrer Seele entsprungen sind, so gelassen präsentieren sie ihren ‚Voodoo‘-Blues, natürlich mit dem „Saint James Infirmary“ – und Dr. Wills Reibeisen-Waits-Stimme, Waschbrett-Geschrammel und famoser Gitarren- und Bassbegleitung von Sashmo Bibergeil und Juergen Reiter. Nicht zu vergessen das an der Basstrommel baumelnde Skelett. Sinnlichkeit liefert Steffl nicht nur mit kurzen Lesungen aus Texten oder Gedichten, sondern vor allem mit ihrem Tanz samt roten Handschuhen und neckisch weißen Federfächern. Und nach dem ersten Theorieritt taucht auch Babaryka ins Saftige: mit Erzählungen über die begehrte erste Reihe bei Enthauptungen, um direkt an der Quelle des begehrten, kriminellen – und damit energiereichen – Blutes der Delinquenten zu sitzen: „Der Henker hatte eine Schanklizenz.“ Er berichtet über den Scheintod, lebendig Begrabene und Methoden, um dieses Missgeschick zu verhindern: zum Beispiel durch Klageweiber, deren Geschrei zumindest Scheintote wieder zum Leben erwecken sollte. Und ‚Abhandlungen‘ über die Seele, deren Gewicht der amerikanische Arzt Duncan MacDougall Anfang des 20. Jahrhunderts auf 21 Gramm bestimmte.
Trotz Saftigkeit gibt es Episoden, die nicht flockig durchs Gemüt flutschen. Geballtes Wissen ohne Geschichtchen, Worte ohne Zynik, Sätze ohne schwarzen Humor. Eine runde Sache ist der Abend nicht. Aber auf jeden Fall ungewöhnlich: eine Art Grzimek-Doku über „Der Name der Rose“ – gepaart mit der „Rocky Horror Picture Show“.
Kabarett mit persönlicher Note: Christian Springer im Landsberger Stadttheater
Von: Nathalie Schelle
Was ist denn eigentlich los mit der Welt? Ein Ex-Finanzminister hier, ein neuer alter Präsident da und andauernde Kriege dort. Wer täglich die Nachrichten liest oder sieht, erfährt meist nichts Gutes – im Gegenteil. Über die aus den Fugen geratene Welt spricht auch Christian Springer. Aber der sorgt, trotz Misere, für viele Lacher.
Landsberg – Das s‘Maximilianeum konnte am gestrigen Dienstag einen alten Bekannten begrüßen. Kabarettist und Autor Christian Springer wurde schon oft von der Landsberger Kleinkunstbühne eingeladen. Dass das Programm gut werden würde, vermuteten wohl auch die Besucher. Der Theatersaal war rappelvoll.
Auf der Bühne steht ein einziger Stuhl. Auf dem sollte Christian Springer während seines knapp dreistündigen Auftritts aber nie sitzen. Stattdessen flitzt er auf der Bühne auf und ab, gestikuliert wild – nur selten ist Zeit zum Luft holen.
Aber wie auch, bei der Fülle an Themen, über die Springer dem Publikum berichten will? Wegen den politischen Ereignissen in der letzten Woche musste Springer sein Programm noch ein wenig erweitern. Der entlassene Finanzminister und die Pressekonferenz von Bundeskanzler Scholz durften natürlich nicht fehlen. Bei der Konferenz habe er nur halb hingehört, erzählt Springer. Bis ein Satz des Kanzlers für seine Aufmerksamkeit gesorgt habe: Christian Linder sei nicht geeignet für den Job gewesen. Da habe Springer schon die Befürchtung gehabt, der Kanzler würde Lindner zum Verkehrsminister machen...
Mit Hubsi per Du
Auch in den USA ist aktuell einiges los, in den Kriegsgebieten sowieso. „Schlechte Zeiten sind gut fürs Kabarett“, erklärt Springer. Generell werde dieses Jahr enorm schlecht geredet. Dabei habe man doch so viel erreicht: die Menschen haben das Feuer erfunden, sind zum Mond geflogen, haben das Telefon schnurlos gemacht und auch die Wählscheibe entfernt. „Das war zwar alles nicht in diesem Jahr, aber ist doch trotzdem super“, bekennt Springer. Dieses Jahr habe man aber dafür einen anderen Rekord aufgestellt: die ausufernde Gewalt gegen Minderheiten. Immer mehr Leute hätten eine Lösung gegen die LGBTQ+-Community, gegen Juden, Flüchtlinge oder Klimakleber gefunden. „Beleidigen, draufhauen, anzünden.“ Einen jüdischen Namen zu haben sei aktuell gefährlicher, als mit dem Rollator auf der Formel 1-Rennstrecke unterwegs zu sein. Generell sieht Springer die Toleranz in der Gesellschaft in Gefahr.
Natürlich geht‘s im Kabarett auch um Politik. Lindner und Scholz bekamen schon zu Beginn des Programms ihr Fett weg, später auch Hubert Aiwanger. Nicht unbedingt einer seiner besten Freunde, gesteht Springer. Obwohl er mit dem bayerischen Wirtschaftsminister per Du sei. Wie es dazu gekommen ist? „Daran kann ich mich nicht mehr erinnern...“ Und auch von Markus Söders ‚hin und her‘ ist Springer genervt. Kanzler ja oder nein? 3. Startbahn am Münchener Flughafen ja oder nein? Wann kommt das Verbrenner-Aus? Da hätten Söders Prognosen von 2020 (das werden wir wohl nicht mehr ganz schaffen) über 2025 (wird in sechs Wochen wohl auch eher eng) bis schließlich 2030 gereicht.
Springer lässt in sein Kabarett persönliche Erfahrungen einfließen, die das Erzählte greifbarer und persönlicher machen. So hat er für einen weiteren Söder-Fauxpas, der den Grünen ein geplantes Luftballon-Verbot andichten habe wollen, gleich eine Geschichte mit seinem Neffen parat. Als der auf der Wiesn einen riesigen Balu-Luftballon bekommen habe, habe Springer das glücklichste Gesicht aller Zeiten gesehen. Da wäre es natürlich ein Skandal, wenn die Grünen tatsächlich Luftballons verbieten lassen würden. Tatsächlich sei es aber nur eine Unwahrheit gewesen, die Söder in einem Interview behauptete.
Springers Kabarett bedient Herz und Hirn der Zuschauer. Lacher und plötzlicher Applaus unterbrechen immer wieder das Programm. Hin und wieder ist ein zustimmendes Nicken oder Murmeln zu hören. Was Springer aufgreift, ist klar verständlich. Auch bei den politischen Themen, die das Programm hauptsächlich füllen. Wer nicht ganz politisch bewandert ist, läuft nicht Gefahr, die Gags nicht zu verstehen.
Standing Ovations
Trotzdem ist das Programm so pointiert und die Satire so umgesetzt, dass man mitdenken muss, um mitzukommen. Springer greift brandaktuelle Themen sowie längst vergangene Skandale auf. Ein satirischer Rundumschlag über das Weltgeschehen, das informiert und gleichzeitig für Schmunzeln sorgt. Das sieht wohl auch das Publikum so: Zu Standing Ovations verlässt Springer die Bühne.
Bairisch für Fortgeschrittene: Gerald Huber und Maria Reiter in Landsberg
Von: Susanne Greiner
Kein einfacher Abend, aber durchaus humorvoll und lehrreich: Auf Einladung der Landsberger Kleinkunstbühne s‘Maximilianeum präsentierten Gerald Huber und Maria Reiter „Hubers Bairische Wortkunde“.
Es geht nicht ums I-Tüpfelchen. Aber das i in ‚bairisch‘ ist essenziell: Dass Bayern mit y geschrieben wird, rührt aus Ludwig I. Vorliebe für die Antike – weshalb er 1825 für das bis dato genannte ‚Baiern‘ die Y-Schreibweise verfügte. Wenn es aber um die Sprache geht, geht‘s ums Bairische. Und die kennt Gerald Huber bis ins Detail. Zusammen mit Akkordeonistin Maria Reiter ließ er auf Einladung der Kleinkunstbühne s‘Maximilianeum sein Wissen auf das Stadttheater-Publikum los. Ein Vergnügen für den, der sich im Bairischen auskennt.
Gerald Hubers „Bairische Wortkunde“: Die Roggensemmel als Widerspruch in sich
Es ist die älteste deutsche Regionalsprache, stellt Rundfunkjournalist und Historiker Huber fest. Und stammt direkt aus dem Römischen. Der Beweis? Die Semmel. Das nur in Bayern gebräuchliche Wort rührt direkt vom lateinischen simila, dem Weizenmehl. Weshalb natürlich die „Roggensemmel ein ganz klarer Widerspruch in sich ist“.
Was leicht anfängt, wird im Lauf des Abends durchaus herausfordernd – vor allem für Nicht-Bairisch-Muttersprachler. Aber wenn Huber von der Semmel zur Brezen, von da zur Bratzn schwingt, tun sich dennoch Linien auf – wahre sprachliche Aha-Erlebnisse. Für Entspannung sorgen die musikalischen Einlagen. Maria Reiter und ihr Akkordeon hauchen bayerischen Tänzen Jazz und Ironie ein, die Akkordeonistin, auch mit Konstantin Wecker unterwegs, verwandelt ihr Instrument kurzerhand zum Leierkasten und versetzt das Publikum auf den Jahrmarkt. Und wenn Huber dann noch die Mosersche „Reblaus“ trällert, sitzt man schon fast in Wien. Denn merke: Mit dem Bairischen sind auch immer die Österreicher mitgemeint. Wobei die, ist Huber überzeugt, ihr Spracherbe weitaus besser verteidigen als die Bayern. Es geht auch ums größere Ganze, ums wahre Niederdeutsche und Hochdeutsche – das Bairische –, um die zweite deutsche Lautverschiebung vom Appel zum Apfel, um Imperfekt und Plusquamperfekt, die das Bairische nicht kennen.
Der Abend malt ein spannendes Gesamtbild, in dem Huber gekonnt verknüpft und umherspringt. Manches davon hätten Nicht-Lateiner und Nicht-Baiern aber gerne nochmal zum Nachlesen. So rauscht in Hubers wunderbar wortgewandten Sätzen manches am Hirn vorbei. Das Publikum im gut gefüllten Stadttheater verfolgte dennoch gespannt dessen Exkursionen, beantwortete auch zuvorkommend (und meist richtig) seine ‚Sprach-Abfragen‘. Und begrüßte sichtlich entspannt die musikalischen ‚Denkpausen‘.
Severin Groebner in Landsberg: Kabarett mit Ecken und Kanten
Susanne Greiner
Kabarettist Severin Groebner mit seiner Zigarettenkisten-Gitarre im Foyer des Landsberger Stadttheaters: Ein Abend mit Parabeln über die großen Fragen der Menschheit.
Der 3. Oktober könnte in Landsberg einen Untertitel tragen: „Tag der Deutschen Einheit – die Befindlichkeiten der Nation im Fokus des Kabaretts.“ In bewährter s‘Maximilianeum-Tradition startete die Landsberger Kleinkunstbühne am Sonntagabend die neue Saison. ‚Opener‘ in diesem Jahr: Der ‚Wiener Frankfurter‘ Severin Groebner. Landsberg – Was Programmgestalter der Kleinkunstbühne Armin Federl da auf die Bühne geholt hat, ist kein Knaller. Severin Groebner kommt auf leiseren Sohlen. Seine Kabarett-Art ist nicht trocken präzise wie die von Max Uthoff. Auch die alltäglichen Wehwehchen des Menschen dienen dem Mittfünfziger nicht als Gag-Aufhänger, vom Schenkelklopfer und der Rampensau ist Groebner weit entfernt. Was der in Wien geborene und aktuell in Frankfurt lebende Kabarettist auf die Bühne bringt, ist eher leise. Nicht, dass Groebner jeglichen schnellen Witz von der Bettkante schieben würde. Aber seine Stärke sind Geschichten: Parabeln, die gesellschaftliche und/oder politische Themen anpacken und sie so von einer ganz neuen Seite beleuchten. Mit ein Grund dafür, dass Groebner 2022 den Dieter-Hildebrandt-Preis erhalten hat.
Severin Groebner als Saison-Opener der Kleinkunstbühne Landsberg: Realität im Leben
Der Titel seines aktuellen Programms „ÜberHaltung“ hakt im Gesellschaftlichen ein. Es fängt etwas verworren an, mit Gags, bei denen sich das Publikum fragen mag, wo der Typ da vorne denn hin mag. Die Ex, Sumi, Auslandskorrespondentin, dient zwar als Roter Faden des Programms, ist aber eigentlich unwichtig. Denn schon bald steht da der „Dialog mit der Welt“. Was ist deine Haltung? Wer bin ich? Und wie wird mein Selbstbild erträglich, wenn die Realität ins geschönte Rosa-Brille-Leben einbricht? Eine Lösung ist laut Groebner Schönsaufen. Das ist aber ungesund. Deshalb wählt mancher eben die andere Methode – und macht sich die Welt, widewidewitt, so wie es ihm gefällt. Was dann kommt, ist eine jener grandiosen Parabeln, die Groebners Stil auszeichnen. Eine Geschichte über die Fernsehshow „Muss das so sein?“, in der der Moderator seinem Gast, einen Mathematikprofessor, die Frage „Warum ist das Dreieck immer so spitz“ stellt und ihn anschließend solange mit Pseudo-Nachfragen, Verschwörungsmythen und letztendlich Gewalt drangsaliert, dass der Naturwissenschaftler am Ende dem fanatischen Wunschdenken des Moderators recht gibt – und das Dreieck als etwas mit Glitzer und, vor allem: abgerundeten Ecken darstellt. Was natürlich kein Dreieck mehr ist.
Weiter geht es in Groebners österreichisch-hochdeutschen Stilmix zum Kult um Authentizität, nur dazu da, um den „zivilisatorischen Lack“ abzuwischen, wobei der in Wien Geborene das „gegenseitige zivilisatorische Anschummeln“ favorisiert. Zivilisation und Wahrheit vertragen sich offenbar nicht. Widerspruch und Zivilisation hingegen schon, ist Ersterer doch „der Anfang der Demokratie“. Und die haben wir auch hier in Deutschland noch lange nicht wirklich erreicht, sagt Groebner. Schließlich dürfe beispielsweise auch in Frankfurt ein Drittel der Bevölkerung nicht wählen: die ohne Pass, die die prekären Jobs machen, Stichwort „systemrelevant“.
Schließlich widmet sich Groebner der Frage nach der Identität. Eine Antwort findet sich aber weder im „Wir“ der Familie – die bleierne Stille bei Familienfesten – noch in dem Wir der Nation – „stets mit Blutdurst“ –, und auch der Europäer mit den „Genen einer Libanesin und einem Stier“ funktioniert nicht, „alles zu unangenehm“. Letztendlich ist der andere ja doch immer ein Ärgernis. Denn jeder soll ja gerne wie er will. Aber doch nicht so, dass ich das mitbekomme.
Wie man als Kabarettist Gott im Tannenbaum finden kann
Am Ende wird Groebner ganz groß: Es geht um Gott, das Vollkommene, das der Mittfünfziger im Tannenbaum eines Freundes gefunden haben will: dem ‚Tannenbaum an sich‘, der so ideal gewachsen und perfekt ausgeleuchtet im Garten des Freundes steht. Eine Erhabenheit, die die Realität auf den Boden der Tatsachen krachen lässt: Der Baum soll die helle Straßenlampe verdecken. So schön ist er nur, weil er aus Plastik ist. Und sollte dieses menschengemachte Konstrukt mal kaputtgehen, liegen im Keller noch drei Ersatzbäume. „Der Mensch hat immer was in Reserve.“ Und seien es Echsenmenschen.
Was bei Groebner in den Hintergrund tritt, sind seine Lieder, die er mit viersaitiger ‚Zigarrenkisten-Gitarre‘ und recht guter Stimme begleitet. Sie lockern auf, bleiben aber nicht im Gedächtnis. Was bleibt, sind Groebners kluge ‚Belichtungen‘ grundsätzlicher Probleme. Eine spezielle Art Kabarett, die nicht alle begeistert.
Nathalie Schelle
Es ist beinahe Mitte Juni und die warmen Temperaturen lassen noch immer auf sich warten. Sommer-Feeling gab es am vergangenen Sonntag aber trotzdem – im Landsberger Stadttheater. Dorthin lud das s`Maximilianeum die Zucchini Sistaz ein, die mit vielen Instrumenten und noch mehr guter Laune den Saal zum Jubeln brachten.
Landsberg – Eigentlich sollten die Sistaz aus Münster im Theatergarten spielen. Doch der Regen machte der Idee von Swing im Freien einen Strich durch die Rechnung. Ein positiver Nebeneffekt des Location-Wechsels: In den Saal passen mehr Besucher als in den Garten. Und auch im Inneren des Stadttheaters war es rappelvoll, als die drei Damen die Bühne betraten.
Wer die Zucchini Sistaz nicht kennt: Ihr musikalischer Fundus ist rappelvoll mit Liedern der 20er bis 50er Jahre, aber auch neuere Hits finden Platz in ihrem Repertoire. Die Damen performen minimalistisch. Tina Werzinger, waschechte Fränkin, singt und spielt Gitarre, Jule Balandat aus Dortmund ist singende Kontrabassistin und Sinje Schnittker rundet die Frauenpower ab. Das singende Multitalent aus Braunschweig spielt Trompete, Posaune und alles weitere, was den sanften Swing-Sound der Sistaz abrundet. Mit ihrem Programm „Tag am Meer“ ist das Münsteraner Trio vor allem in Deutschlands Norden unterwegs, hat aber, wie schon 2018, seinen Weg an den Lech gefunden.
Das Publikum erwartete zweieinhalb Stunden purer Genuss. Die ausgewählten Lieder hatten ein maritimes Thema gemein. So ging es um Matrosen, Romanzen im Freibad oder eine Tour auf einem Paddelboot. Doch die Zucchini Sistaz haben ihren Namen natürlich nicht von ungefähr. Neben einem Lied über ihr Lieblingsgemüse in der Küche haben die Musikerinnen dem Publikum auch gleich noch ihr neues Projekt präsentiert: ein Kochbuch nur mit Zucchini-Rezepten.
Vollends abgeholt
Die Damen aus Münster begeisterten mit einer einwandfreien musikalischen Performance und Dreistimmigkeit, die zwangsläufig zum Mitsingen einluden. Das war spätestens bei den letzten Hits des Abends möglich. Mit einem Cover von „Ohne dich (schlaf‘ ich heut Nacht nicht ein)“ von der Münchener Freiheit präsentierten sie ihren „Sommerhit 2024“ und holten damit auch den letzten Zuhörer ab. Und beim Cover von „Hey (Nah Neh Nah)“ von Milk & Sugar vs. Vaya Con Dios standen alle Besucher und sangen mit.
Unerwartet emotional wurde es am Schluss des Konzertes. Die Zucchini Sistaz haben von zwei Besuchern einen „Liebesbrief“ auf einer Aperol-Serviette bekommen. Die Welt sei ernst genug, heißt es in dem Brief, umso schöner sei es, wenn die Zucchini Sistaz an diesem Abend Freude verbreiten – das war wohl das Fazit aller Besucher. Passend zur Serviette gab‘s für die musikalischen Mädels noch drei Aperol Spritz, während sie das Publikum für ihre Performance bejubelte, die die Zuschauer zumindest für einen Sonntagabend aus dem Alltag in die Sonne und ans Meer entfliehen ließ.
Klein, aber bissig: Mit ihrem Programm „Mut zur Tücke“ spielt Sarah Hakenberg gekonnt und ohne Maulkorb mit Bösem, Hintergründigem und menschlichen Schwächen.
Dagmar Kübler
Das Landsberger Publikum hat auf sie gewartet, die wort- und musikbegabte kleine Frau aus Ostwestfalen, die schon einmal hier auf der Bühne stand und vom Vorsitzenden der Kleinkunstbühne s'Maximilaneum, Rolf Lang, nun erneut ins Stadttheater geholt wurde. Inzwischen hat Lang die Geschicke in die Hände von Volker Howat gelegt und verabschiedete sich nach zwölf Jahren an der Vereinsspitze natürlich nicht ganz geräuschlos, sondern mit der Kopie eines Duos, das auch schon mehrfach in Landsberg begeisterte: „Was funktioniert auf Kleinkunstbühnen seit Jahren sehr erfolgreich? Kabarett ohne Rolf“ blätterte er Wort für Wort auf Zetteln auf.
Dann aber war Hakenberg nicht mehr zu bremsen. Denn sie hatte Großes vor, nämlich die Welt zu verbessern. Dafür hatte sie zahlreiche Tipps und Weltverbesserungs-Lieder dabei. Das Motto zog sich durch den Abend, wenngleich der rote Faden zeitweilig etwas verloren ging, was der Freude des Publikums, das immer wieder zum Mitsingen aufgefordert wurde, keinen Abbruch tat. Wer die Welt verbessern wolle, müsse sich einen Ansatz suchen, der Spaß macht, riet Hakenberg. Ihr mache es deutlich mehr Freude, andere auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen als selbst etwas zu tun. Mal ging es in ihren Liedern, bei denen sie sich am Klavier oder auf der Ukulele begleitete, um die fatalen Auswirkungen, die ein Mückensterben auslösen könnte, mal um den Trend zum Gartenpool und dem damit verbundenen Traumurlaub zu Hause. Der dann doch eher zum Albtraum wird, wenn die ganze Nachbarschaft zum Baden kommt.
„Kognitive Verzerrung“ ist ein Thema, das Hakenberg gerne aufgreift. Den Gartenpool schönreden, da spart man sich ja die Flugreise nach Rimini. Oder den eigenen SUV, da der des Nachbarn ja größer ist. Ganz nebenbei erfahren Ehefrauen, mit welchen Tricks man den Gatten vom Kauf eines unnötigen Sofas überzeugen kann und wie Heiligabend verläuft, wenn alle Familienmitglieder an Magen-Darm erkranken. Immerhin wird trotzdem geteilt, nämlich die Kloschüssel. Diese Bosheiten sind es, die Hakenberg gekonnt als überraschenden Schlusspunkt an ihre Lieder setzt. Die Freude am Bösen, ja sie steckt in uns – das Hakenberg-Programm zeigt, dass man über Gemeinheiten wunderbar lachen kann, schadet ja keinem, oder?
Sarah Hakenberg erklärt, warum die Ampel nicht funktionieren kann
Nachhaltigkeit gibt es übrigens auch in der Kunst. So recycelt Hakenberg gerne Lieder oder upcycelt sie, indem sie neue Passagen einbaut, so beim „Kinderfest der AfD“, bei dem Kinder in die rechten Bahnen gelenkt und „Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann“ gespielt wird. Doch nicht nur die AfD bekommt Hiebe ab, auch die Ampel muss einstecken. „Als 2021 die Ampel an die Macht kam, dachte ich, die kriegen das hin. Die Grünen haben progressive Ideen, die FDP kann sie verkaufen, und die SPD lächelt und schweigt“, sagte Hakenberg. Dass die Ampel versage, liege daran, dass sich die FDP geweigert habe, die grünen Ideen zu verkaufen und lieber eigene bringe. „Dass nun die Grünen selbst ihre Ideen verkaufen, das ging schief.“
Am Ende steigt die Stimmung im Theatersaal, als Hakenberg die Wünsche des Publikums erfüllt und gleich vier ihrer bekannten Lieder in upgecycelter Form auf die Bühne bringt. Zu „Hündchen lynchen in München“ kam es augenscheinlich nach einem Tritt in Hundekacke im Englischen Garten. Mit Reimen wie „Für hochgezüchtete Hündchen schlägt jetzt das letzte Stündchen“ und „Jeder Treffer ein Kläffer“ greift Hakenberg ganz tief in die bitterschwarze Reim-Kiste. Hakenberg zeigt fünf Schlager-Moves und wie Kanzler Olaf Scholz seine trockenen Reden damit aufwerten könnte.
Das Duo KlangZeit spielt im Foyer des Stadttheaters. Es erwärmt mit Geige und Gesang, Akkordeon und humorigen Ansagen die Herzen.
Dagmar Kübler
Schon einmal hatte die Kleinkunstbühne Landsberg s'Maximilianeum das Duo KlangZeit nach Landsberg geholt; damals spielten sie beim Weihnachtsbrettl auf. Nun durften Marie-Josefin Melchior und Johann Zeller den ganzen Abend im Foyer des Stadttheaters bestreiten, das bis auf den letzten Platz gefüllt war.
Fini im roten, dekolletierten Kleid an der Geige, Hansi mit Hosenträgern, Schiebermütze und Akkordeon - die beiden charmanten Vollblutmusiker spielten sich gleich mit dem ersten Lied, einem Tango, in die Herzen ihrer Zuhörerschaft. Doch war es nicht nur die Musik aus aller Welt - vom rassigen Tango zur irischen Tanzmusik, vom französischen Valse Musette über Klezmer zu emotionaler Filmmusik bis zu Liedern mit viel Wiener Schmäh - die die Menschen berührte, sondern auch die witzig-überraschenden Ansagen.
Fini hebt die Geige und setzt den Bogen an, Hansi schließt die Augen und versinkt förmlich in seinen Akkordeonklängen. Gleichzeitig seheh die Zuhörer zur wirbelnden irischen Musik die roten Locken der kleinen Mary, der Protagonistin dieses Lieds, ebenso springen wie ihre roten Zauberschuhe.
Trotzdem, dass sie den Bogen flitzen lässt, hat Fini dabei noch ein Lächeln für ihr Publikum. Es folgt ein französischer Walzer "mit Allgäuer Wurzeln", denn dieser wurde ebenso wie die beiden vorherigen Lieder vom Allgäuer Hansi Zeller komponiert. Im Lied hat er den Sonnenaufgang vertont, mal sehnsüchtig auf das erste Tageslicht hoffend, dann, als der Feuerball höher steigt, rasant wirbelnd, was die Kraft der Sonne spüren lässt. Die große Harmonie der beiden Instrumente besticht besonders bei diesem Stück.
Ein lautes "Ahhh" geht durch das Publikum, anerkennende Rufe folgen, als der letzte Ton eines Tangos von Astor Piazolla verklingt, der der Filmmusik aus "Once upon the Time in the West" folgte. Witzig wird es bei Allgäuer Romantik beim Sonnenuntergang am Ammersee. Dann lässt Fini ihr E-Bratschello erklingen (eine Mischung aus Bratsche und Cello), für das Hansi eigens ein Stück komponiert hat - und zwar eines mit Pfiff, mit bulgarischen Anklängen, das Lust zum Tanzen macht.
Nach der Pause haben die beiden sowohl Instrumente als auch Dialekt gewechselt: Hansi spielt jetzt Trompete, Fini Gitarre und sie spricht Wienerisch: "Das muss man können, wenn man wie ich in Wien studiert hat." Und dann bekommt das Publikum eine Portion wienerischer Lebensweisheit, die es nachdenklich macht.
Doch nicht lange, denn weiter geht es mit einem Boarischen, den das Publikum im Sitzen mittanzen darf. Akkordeonklänge unter dem Eifelturm, ein irisches Märchen, italienische Filmmusik und dann landet das Publikum - zumindest das weibliche - in den starken Armen von Alois, dem frisch rasierten, tätowierten und despotischen Tango-Tänzer, dem seine Tänzerin vollkommen verfallen ist.
Nathalie Schelle
„And the Oscar goes to...“ hat es vor knapp zwei Wochen in Hollywood geheißen. Am gestrigen Freitag wurde eine ähnlich begehrte Auszeichnung verliehen. Das Kavernenduo 2.0 präsentierte im Rahmen ihres Programms „Wer hat denn hier den Hut auf?“ auch den neuen Träger des Landsberger Steckens.
Landsberg - Das Kavernenduo 2.0, bestehend aus Landsberger Lokalkabarettisten, ließ die Kommunalpolitik der letzten beiden Jahre Revue passieren und beleuchtete politische Entscheidungen in Stadt und Landkreis aus ihrem ganz eigenen satirischen Blickwinkel. So sprach Rolf-J. Lang als ein „Zugezogener“ von seiner „Traumstadt Landsberg am Lech“, in die er umgezogen ist, genauer: ins Urbane Leben am Papierbach. Er habe gerne den ein oder anderen Euro mehr gezahlt, denn schließlich sei im Kaufpreis ja „ein exquisites Kulturprogramm in einem eigenen Kulturpalast“ direkt in der Nachbarschaft enthalten. Da mussten Monica Calla und Claudia Steinhoff ihn schon aufklären, dass die ein oder andere Sache nicht so im ULP geschehen wird, wie ursprünglich geplant...
Steinhoff war später unterwegs, um Flaschen zu sammeln und im Container zu entsorgen. Da fand sich zum einen das „Inselbadwasser aus der Landberger Dorisquelle“ in ihrem Korb. „Früher erfrischend spritzig, heute eher medium.“ Auch eine braune Flasche war dabei, die bitte immer ganz rechts außen entsorgt werden soll – und zwar mit „Kron“-Korken. Dann zog sie eine schwarze Flasche raus. „Schondorfer Thomasbräu, zehn Jahre abgestanden, vordergründig süß, im Abgang bitter.“
Landrat Thomas Eichinger, der als letzter Träger des Landsberger Steckens eigentlich eingeladen gewesen wäre, aber auf die Einladung nicht reagiert habe, wurde nicht nur wegen seines Umgangs mit der Flüchtlingsthematik und den Gemeinden durch den Kakao gezogen, sondern auch wegen des neuen Landratsamtes. An den „prestigeträchtigen Protzbau“, wie Lang das Gebäude nannte, müsse er jedes Mal denken, wenn er eine Klobrille sieht.
„Ich komm ja schon“
Für Abwechslung sorgten selbst komponierte Lieder über das Landsberger Klinikum, die drei Landsberger Bürgermeister oder das Landsberger Polit-Theater mit dem Stück „Ich komm ja schon“. Lang, Calla, Steinhoff und Matthias Bartels, jeweils mit Kasperlepuppen ausgestattet, spielten Doris Baumgartl, Moritz Hartmann, Ludwig Hartmann und Katharina Schulze. Beide Hartmann-Brüder als Nummer zwei hinter den beiden Damen. Den krönenden Abschluss fand das Stück in dem Song „Ich wollte auch mal Erster sein“, performt von den Kasperlepuppen Moritz und Ludwig Hartmann.
Zum Schluss folgten die Nominierungen für den Landsberger Stecken. Denklinger Bürgermeister Andreas Braunegger für die, „trotz dubioser Untreue-Vorwürfe, erfolgreiche Wiederwahl zum Bürgermeister mit der überwältigenden Stimmenmehrheit von 23,5 Prozent“. Ludwig Hartmann, Vizepräsident des Bayerischen Landtags, „für seinen völlig freiwilligen und ungezwungenen Rückzug aus der kommunalpolitischen Tätigkeit seiner Heimatstadt Landsberg“. Reichlings Bürgermeister Johannes Hintersberger „für die exorbitanten Einsparungen von Personalkosten im gemeindlichen Haushalt, da er innerhalb von drei Jahren die Hälfte seines Personals von der Kündigung überzeugt hat“. VR-Bank-Vorstand Stefan Jörg „für das perfekte Timing und die geniale Begründung der Konto-Kündigung von zwei Stadträten, die natürlich nichts mit deren Abstimmungsverhalten gegen die Oide Wiesn im Stadtrat zu tun hatten“. Und schließlich Fuchstals Bürgermeister Erwin Karg „für die erfolgreiche Entgegennahme von neun defekten Windrad-Rotorblättern, deren spektakuläre Installation und Deinstallation.“
„And the winner is: Ludwig Hartmann!“
Susanne Greiner
„Wege zum Glück und wieder zurück“ heißt das Programm, das Fil Tägert im Stadttheater-Foyer präsentiert. Zur Freude - und zum Glück - des Publikums.
Landsberg - Es ist des Menschen unendliche Jagd im Leben: die nach dem Glück. Aber abgesehen vom grüneren Gras und den besseren Kirschen in Nachbars Garten scheint uns das Leben den Glücksweg auch anderweitig so steinig wie möglich machen zu wollen. Das schreit heutzutage förmlich nach einem Glückscoach. Den lieferte Kabarettist Berliner Fil Tägert im Stadttheaterfoyer: charmant entlarvend und amüsant. Oder wie Tägert es nennt: „handgedrechselte Humorarbeit der 90er“.
Er wäre doch so gerne im Theater aufgetreten! Und jetzt muss er ins „Treppenhaus des Theaters“, ins – gut gefüllte – Foyer. Aber was tut der Kleinstädter nicht alles, um den Hauptstädter zu demütigen. Ein Gag, den Tägert konsequent zur Freude des Publikums zum Rennenden macht. Aber eigentlich geht‘s ums Coachen und um das dafür typische Drumherum: brainy Regeln, Synapsen verbinden und achtsam sacken lassen. Wozu man wissen muss: Tägert ist neben Zitty-Zeichner und Buchautor eigentlich Punk. Also früher mal. Aber geprägt hat ihn das. Weshalb er das Coachen mit einem angenehm satirischen Blick betrachtet: „Die Antwort ist der Tod der Frage.“ Deshalb Fragen nicht beantworten, lieber sieben Grundregeln des Glücks aufstellen. Und die bis zum Erbrechen wiederholen – „wie die Bibel oder das Militär“. Das funktioniert, wie Tägert mit GitarrenGesangs-Musikeinlagen à la Bushido oder Mey beweist: Beim zweiten Mal hört man anders (weil es natürlich ein anderes Lied ist).
Tägerts ‚Coaching‘ überzeugt im kabarettistischen Sinne. Weil der 58-jährige weiß, wie er vom Flachwitz zum Ernsteren kommt. Im ersten Satz klebt sein Sohn aus Flusen und Spucke Soldaten, im zweiten wird er vors Tablet geparkt. Denn Eltern haben keine Zeit – erst recht nicht dafür, freiwillig die komplett überarbeiteten Erzieherinnen und Erzieher in der Kita zu unterstützen. Erst selbst finden, dann das Kind abholen. Jede Situation ist aus dem Leben gegriffen. Weshalb sich auch jeder irgendwann im Programm ertappt fühlt. Da kullert das Lachen gerne mit einem kleinen Schämen daher. Denn Geld und Ruhm, wir wiederholen es alle wie ein Mantra, machen nicht glücklich – „aber jeder einzelne denkt, mich vielleicht doch“.
Die Kleinkunstbühne s'Maximilianeum wagt eine Tanzparty. Die Band Tam Tam Combony trifft mit ihrem Sound ins Schwarze.
Romi Löbhard
Ein Tanzabend am Faschingssonntag, mit einer Combo, von der in unserer Gegend noch nie auch nur irgend jemand etwas gehört hat – würde das Publikum anlocken? Nachdem die Landsberger Kleinkunstbühne s'Maximilianeum ja schon immer Lust auf Experimente hatte, damit nachweislich (Django Asül) größere Karrieren ins Laufen brachte, schreckte das Orgateam nicht davor zurück, ein in Dresden ansässiges Trio mit nicht alltäglicher Besetzung und ebensolchem Namen zu engagieren.
„Täter“ war Armin Federl, zweiter Vorsitzender der Bühne. Er hatte Tobias Klug, ehemals Musikerkollege in der Landsberger Gruppe Mistcapala, in Dresden besucht, dort Tam Tam Combony gehört und sich von deren Musik begeistern lassen. Das Trio war einigermaßen baff über die Einladung nach Bayern, denn wie Federl berichtete, waren die Musiker noch nie so weit weg von der sächsischen Heimat aufgetreten. Das Wagnis hat sich gelohnt: Gut 100 Leute hatten sich pünktlich um 18.30 Uhr im Foyer des Landsberger Stadttheaters eingefunden; ein Großteil von ihnen landete sehr schnell auf der Tanzfläche des nur mit ein paar Stehtischen möblierten Eingangsbereichs (Sitzgelegenheiten gab‘s auf der Galerie). Und verließ diese stets erst, wenn die Musiker eine ihrer Pausen machten.
Tanzabend im Stadttheater: Die Tam Tam Combony hatte Spaß in Landsberg
Es war unübersehbar und hörbar: Tam Tam Combony hatte Spaß und brachte diesen eins zu eins auf die Tanzfläche zu den mehrheitlich maskierten Gästen. Letztere bekamen eine kunterbunte musikalische Mischung aus Rock, Pop, Schlager und weiteren Stilen serviert. Klassischer Tango bestand neben Django Reinhardt Jazz, der Löwe schlief neben einem Schlagerchen. In kühnen Rösselsprüngen jagte das Trio durch die Musikangebote des vergangenen Jahrhunderts und die Tänzerinnen und Tänzer ritten bereitwillig mit. Die Stücke waren meist so eigenwillig interpretiert, dass sich einem der dahinter versteckte Hit zuweilen erst nach längerem Zuhören erschloss. Grund dafür war sicher auch die ausgefallene Instrumentierung.
Michael Lindner, so etwas wie der Bandleader, bediente vor allem die singende Hawaii Gitarre vor und die vielseitige Beatbox hinter sich. Dazu hatte er eine weitere Gitarre, Tenorhorn sowie diverse Klang- und Rhythmusmacher dabei. Frank Deutscher begeisterte mit Bandoneonkünsten, steuerte hin und wieder Blues Harp bei und war für die Ansagen zuständig. Am Ungewöhnlichsten war die Helikontuba als Melodieinstrument, Marc Hartmann blies nicht nur dieses selten eingesetzte Instrument, sondern schlug mit einem Fuß gleichzeitig die große Trommel für perfekten Rhythmus. Wurde dieser mal schneller, kochte die Stimmung im Publikum schier über.
Und das sagen Besucherinnen und Besucher über den Tanzabend: „So etwas geht in unserer Gegend ab“, wurde mehrfach angemerkt. Zwei Paare aus Beuerbach und Geltendorf erzählten beispielsweise, dass sie weit fahren, um tanzen zu können. In unserer Gegend gebe es auch kaum mehr Bands für Live-Tanzmusik. Hatte die Landsberger Kleinkunstbühne mit der Tanzparty da möglicherweise etwas losgetreten?
Kabarettist Matthias Deutschmann gastiert das erste Mal bei der Kleinkunstbühne s‘Maximilianeum im Stadttheater. Aktuelle Themen beleuchtet er teils spöttisch.
ROMI LÖBHARD
Requisiten: ein knallroter Cellokasten, dazu Stuhl und Mikro. Das Programm des Abends im voll besetzten Saal des Landsberger Stadttheaters dürfte folglich auch mit Musik zu tun haben. Erwartet wurde vom Publikum „Mephisto Consulting“ mit Matthias Deutschmann. Der Freiburger Kabarettist gastierte zum ersten Mal bei der Kleinkunstbühne s‘Maximilianeum. Und führte gleich mal seine musikalischen Künste vor – beziehungsweise erklärte er, warum er das Instrument mit auf die Bühne nimmt: „Das ist mein Mentalrollator“, schließlich sei er jetzt in einem Alter, wo Wortfindungsstörungen einsetzten. „Da mach’ ich Musik, bis mir das entsprechende Wort einfällt.“ Dazu gibt’s eine Triggerwarnung und die Erklärung, was Kabarett ist und wie es funktioniert. Frischluft für alle, jedoch auch: „wer alle erreichen will, muss auf den Sinn verzichten“. Schon landet Deutschmann beim Gendern und der Geschlechterproblematik. „Bleiben Sie morgens so lang im Bett, bis Sie wissen, als was Sie gehen wollen.“ Aber auch: „Eine Minderheit mit einem Stern markieren – das hatten wir schon mal.“
Im Landsberger Stadttheater berät Mephisto
Spätestens da war klar, was der Abend bringen würde: Eine Mischung aus humorvoll, spöttisch beleuchteten aktuellen Themen und bissiger Satire – dazu nicht wenig Geschichtsunterricht mit Parallelen von heute zu damals und umgekehrt. Es durfte also gelacht werden – mit hin und wieder kollektivem Erschrecken. Beratung durch Mephisto, einem ehemaligen Hochleistungsengel, wurde ebenfalls serviert, denn der Bedarf dafür ist riesig. Angefangen bei der Bundeswehr, „die eine schwierige Kindheit hatte“, bis zur Frage, was Satire darf: „Wir erstellen auch Satire-Gutachten“. Deutschmanns Unternehmen deckt auf und berät. Teilweise stößt es auch an Grenzen, Beispiel ist die AfD, die auf den „Misthaufen der Geschichte“ gehöre. „Was machen wir damit, wenn alles kompostiert ist?“ Als Dünger sei es nicht verwendbar.
Der Blick wird auf die aktuelle Politik gerichtet
Oder Remigration: „Sollen wir die Kelten remigrieren?“ Kulturelle Aneignung sei eigentlich postkoloniale Aneignung sagt der Kabarettist und macht das am Cello fest. Das Instrument, das den ganzen Abend über perfekt eingesetzter Teil von Satire, Ironie und Humor war, ist Italiener, die verwendeten Hölzer stammen aus verschiedenen Ländern. Oder Kabarett: „Es ist eine französische Erfindung.“
Die Kleinkunstbühne s'Maximilianeum lädt ins Stadttheater ein. Ein Autor und ein Musikduo bieten eine Mischung aus Humor und Besinnlichkeit.
Romi Löbhard
Auf einen gefühlvollen Jodler zur Eröffnung folgt ein Gedicht über ein verliebtes Tannenzweigerl, das ein erster Fingerzeig ist, worauf sich das Publikum an dem Abend im Foyer des Landsberger Stadttheaters freuen kann: Das Weihnachtsbrettl der Landsberger Kleinkunstbühne s‘Maximilianeum bot die traditionelle, gewohnte Mischung aus Humor und Besinnlichkeit, mit einer alpenländisch geprägten, musikalischen Umrahmung, bei der das scherzhaft Freche ebenfalls nicht zu kurz kam.
Künstler des Abends waren der Buchloer Autor Karl-Heinz Hummel und das Duo VolXmucke aus Jengen, hinter dem sich das Ehepaar Wolfgang und Marion Filser verbirgt. Das erwähnte Tannenzweigerl, es geht wie weiland der standhafte Zinnsoldat mit seiner Tänzerin, eine innige Verbindung mit dem Kerzerl darüber ein, was in Alarm, Blaulicht und Martinshorn endet. In der Folge nimmt Hummel aktuelle Auswüchse aufs Korn, die nicht unbedingt rein auf Weihnachten zutreffen. Da gibt es etwa den Christkindlmarkt des mit „Fußgängerklaustrophobie“ infizierten Besuchers, der dort Öl aus „individuell gecoachten Oliven“ entdeckt, und „Weißwurstchutney auf Reiberdatschi“ essen oder „gehopften Cappuccino“ trinken könnte.
Karl-Heinz Hummel erinnert in Landsberg an seine Besuche als Nikolaus
Es wird nachdenklich, wobei jedoch zwischendurch gelacht werden darf. Der Autor berichtet autobiografisch vom Besuch in der Ruedorffer Au am Stadtrand von Rosenheim. Als Nikolaus machte sich der damals noch Jugendliche gemeinsam mit einer Fürsorgerin auf in das Viertel mit den schäbigen Wohnblocks. Er besuchte Familien, in denen es munter zugeht und die Kinder gewohnt sind, dass im Schlafzimmer auch tagsüber der Fleischeslust nachgegeben wird und das Lied „Lasst uns froh und munter sein“ ganz neue Bedeutungen bekommt. Oder die rührende Geschichte vom „Maßkrugkindl“, dem alle Überlebenschancen abgesprochen worden waren und das doch als alte Frau sich vom Bufdi ein Lätzchen umbinden und das Essen auf Rädern aufwärmen lassen kann. Zwischendurch gibt es ein paar Rauhnachtsagen, mit denen sich Hummel intensiv auseinandergesetzt hat. Es geht ums Ausräuchern des Hauses, das Besprechen von Obst aus dem Garten oder auch um das Venedigermandl, das die Räuber einfriert.
Die Marion und Wolfgang Filser stehen dieser perfekten Mischung in nichts nach. Mit Ziehharmonika und Gitarre machen sie einerseits hervorragende instrumentale Musik, nehmen sich andererseits singend aber auch gern und humorvoll gegenseitig auf den Arm. Da ist Marion aus Friesenried – weit hinter Kaufbeuren – für den Jengener eine Person mit Migrationshintergrund. Die Schwiegermutter hat gar einen „Komplikationshintergrund“. Der Jengener wiederum „hört nia auf zum Reda“. Die beiden singen den Dialekten ein hohes Lied, brechen eine Lanze für dessen weitere Pflege. Das Publikum klatscht begeistert mit. „Sie“ – damit ist die Ehefrau gemeint – erkennt bei Stress die Menschen nicht. Das besingt VolXmucke ebenso wie den Besuch bei der Verwandtschaft – „mei, da is schee“ – heißt es nicht ganz ohne Ironie. Letztlich wünscht sich das Duo wie viele der heutigen Menschen auch, „Weihnachten wie‘s früher war“ zurück – „ruhig, still, voller Glück“.
Susanne Greiner
Landsberg – Die Lebenserwartung des Mannes liegt hierzulande bei gerade mal 78 Jahren, sagt der 56-jährige Max Uthoff. Nicht viel Zeit, die ihm bleibt. Aber wem oder was soll er sie widmen? Ein morbider Rahmen, den sich der Kabarettist für „Alles im Wunderland“ ausgesucht hat. Das Thema Sinnhaftigkeit strukturiert als roter Faden den Abend. In die Zwischenmaschen häkelt der Münchener prägnant formulierte Politik-Satire, durchbrochen von Schlussfolgerungen, die das Lachen im Hals verenden lassen – und auch den ein oder anderen Kalauer. Ein Abend im Worthagel Uthoffs bereichert das Hirn und sorgt für Zwerchfellentspannung.
Es ist eine Menschenparade, die Uthoff durch sein Programm laufen lässt: 70 Millionen Deutsche laufen als Illusion am Bühnenrand, ihre Größe ihrem Vermögen entsprechend. Und weil sich das bis zum Letzten der Parade, Lidl-Milliardär Dieter Schwarz – 445 Kilometer groß, auf den Lippen ein unschuldiges „aber es ist alles legal – auf die ‚obersten Zehntausend‘ konzentriert, ist eine ganze Weile erstmal niemand zu sehen – Menschen-Zwerge, zu arm für die Sichtbarkeit.
Uthoff setzt sie in seinen Fokus. Es geht um Kinder und Alte, Flüchtlinge und Arme. Der Moment, in dem er über die ertrunkenen Frauen und Kinder auf einem Flüchtlingsschiff liest, im Frachtraum zum Schutz vor Übergriffen eingeschlossen – und ihm dann die elitäre Immo-Beilage der SZ aufs Knie rutscht. „Und ich hab sogar reingeschaut.“ Demgegenüber stehen Dienstwagenprivileg, Arzttermine, die zu spät fürs Überleben stattfinden, die Unsitte, Frauen für Menstruationsprodukte zahlen zu lassen. Bürger, die satt und bräsig im Leben stehen, aber laut „Jetzt reicht‘s!“ brüllen, weil sie sich bevormundet fühlen. Politiker, die stets vor den reichen Riesen dienern, anstatt ‚die Welt zu retten‘. Widersprüche, die wir akzeptieren, als ob wir wie Alice im Wunderland in einer Kaninchenlochwelt leben, in der die brachiale rote Königin normal ist. Dagegen steht ein Ablehnen jeglicher Mehrdeutigkeit – „Ich hab den Überblick beim Gendern ja auch verloren“ –, weil wir nur das Einfache und Eindeutige ertragen.
Uthoffs Stärke ist seine Formulierkunst. Rasend schnell und ohne Skript frühstückt er Höcke und Aiwanger ab, als Randthema, als I-Tüpfelchen zu den Passagen, in denen er seine Ideen zur Gesellschaft, zum Leben, zu Ungerechtigkeit und Absurdität entwickelt. Teilweise so effizient knapp formuliert, dass die Pointe erst nach zwei Sekunden im Hirn zündet. Sein Programm ist keine Aneinanderreihung von Szenen oder Geschichten. Uthoff präsentiert diverse Gedankenstränge, die letztendlich zur Conclusio führen: dass wir das Unerklärliche ertragen, aber das einzige, was die Menschheit retten könnte – der Verzicht – in unserer Arroganz und unserem Egoismus nicht tolerieren wollen.
Dass sein Appell anmaßend ist, gibt Uthoff zu. Aber das hält ihn nicht davon ab, den Finger weiterhin in die Wunden zu legen. Und das ist gut so.
N.N.
Landsberg – Echt jetzt? Das soll einen Konzertabend füllen, Instrumente aus dem Heimwerkermarkt? Ein Schachterl mit einem Sammelsurium an Maultrommeln, eine zur Flöte gewordene Küchenrolle, ein Alurohr samt einer Saite warten auf den Einsatz im Foyer des Stadttheaters. Und in der Bühnenmitte lauern zwei abgetakelte Federballschläger – bespannt mit Federn.
Das hört sich nach Panoptikum und Skurrilität an. Das Instrumenten-Gebinde mit Hang zum Baumarkt mag mit ein Grund sein, dass Ardhi Engl eher ein Fall für experimentierfreudige Konzertgänger ist. Und das ist bedauerlich. Denn der Klangzauber, den Engl beim Griff in seine musikalische Wunderkammer entfacht, ist tatsächlich ein kleines Wunder – vielleicht sogar ein großes. Und so erlebten die gut 50 Besucher einen musikalisch spannenden, zauberhaften, saukomischen und ja, fast ergreifenden Kleinkunstabend.
Am Anfang stand für den bayerisch-sumatranischen Gitarrenvirtuosen die Überlegung, wie preisgünstig man Musizieren kann. Die Antwort: Für die Grundausstattung genügt der Gang in den Bau- oder Elektromarkt. Oder zum örtlichen Wertstoffhof. Wobei das natürlich nicht ganz stimmt: Es braucht dazu schon einen großartigen Musiker wie Engl, der es versteht, diesen Alltagsartikeln eigene Klangbilder und Melodien zu entlocken. Und zwar so, dass sich beim Spiel auf dem „Stangerlbass“ den Besuchern vor Staunen die Augen weiten. Das Instrument: ein Skistock als Trompete, die eingetaucht in eine mit Seifenwasser gefüllte Rührschüssel nicht nur herrlich klingt, sondern auch Seifenblasenskulpturen formt. Und schließlich fusioniert der Einmalhandschuh mit einer Flöte und wird so zum Dudelsack to Go.
Engl kann aber auch klassisch. Zum Beispiel auf der Akustik-Gitarre, der er ein virtuoses und elegantes Intro zum italienischen Gassenhauer „O Sole mio“ entlockt – bevor er den Handventilator im Pinguindesign über die Saiten schrubben lässt und so das für die Neapel-Schnulze obligatorische Mandolinen-Orchester aktiviert. Konzertante andalusische Gitarren- und Renaissancemusik für die türkische Saz schreibt Engl kurzerhand um und zelebriert sie mit solchem Fingerspitzengefühl, dass einem der Atem stockt.
Das ist nie nur Handwerk, meilenweit mehr als Musik-Komik. Engls Können besteht jeden Auftritt auf einer klassischen Bühne. Aber auch gesellschaftspolitisch Botschaften erklingen: wenn Engl einen bayerischen Liedtext in sephardische Klänge packt. Und so die Nähe der vermeintlich fernen Kulturen zeigt.
Der Kabarettist ist auch ein guter Musiker. Das wird bei seinem Auftritt im Programm der Kleinkunstbühne s'Maximilianeum deutlich.
Romi Löbhard
Von Landsberg über Passau und Mainz zu den Royals in London und zurück nach Landsberg, um die seismografischen Ausschläge beim Schlussapplaus aufzunehmen und mit denen von anderen Auftrittsorten vergleichen: Es war eine wilde Hatz, die Lars Reichow bei seinem Auftritt in Landsberg veranstaltete. Der Mainzer Kabarettist gastierte im Stadttheater; die Kleinkunstbühne s‘Maximilianeum hatte ihn engagiert. Der Titel „Wunschkonzert“ bedeute nicht, dass das Publikum sich etwas wünschen kann, machte Reichow gleich zu Beginn klar.
„Es sind Stücke, die ich mal wieder spielen wollte“, sagte er. Vielleicht sei aber etwas dabei, bei dem sich der Gast denke, dass er sich das hätte wünschen können. Dann war Start, zunächst mit Stammtischgeplauder über den Gewerbesteuerreichtum von Mainz, der sogar den Kauf von Wiesbaden möglich mache. Weiter geht es mit der Schweiz, einem wunderschönen Land, leider mit einer traditionellen „Affinität zu Verbrechern“. Gemeint ist die FIFA und der Fußball in einem stinkreichen Emirat. Dafür setzt sich Reichow ans Klavier und hämmert auf die Tasten ein, was die ganze vermaledeite Geschichte schon wieder richtig klasse macht. Überhaupt wird es jedes Mal hervorragend, wenn ein Instrument mit im Spiel ist.
Die Ehefrau, natürlich muss auch die herhalten, und der Sohn mit den Stinkefüßen. Aber sie wird auch gelobt, für ihre Schlauheit, den besseren Geschmack. Schließlich, jetzt am Keyboard, geht es um Politik. Erst singt Reichow noch ganz harmlos, dass er „nicht wieder faule Kompromisse“ haben möchte. Aber dann – werden ein paar Politiker so richtig, unreflektiert, in Stammtischmanier hergenommen bis hin zur zehn Jahre alten AfD, für den Kabarettisten „ein Haufen ungehobelter Arschlöcher“. Da wirkt es schon fast niedlich, wenn Scholz‘ Augenklappe „aus Deutschland eine Seefahrernation“ macht.
Die Geschichte vom Merker und vom Macher
Weil der Deutsche alle sieben Jahre in eine Depression fällt, hat Reichow mal ein „glücklich“ Lied geschrieben, mit melodiösen Akkorden und sanft plätschernder Beatbox. Das wird dem Publikum kredenzt, danach erfahren wir, wie es ist, wenn zwei Experten unter einem Dach wohnen. Einer ist der Merker, der andere der Macher. Einer ist der Special Agent, der andere die ausführende Gewalt. Aber was, wenn die zweite Instanz verreist ist? Dann muss der Merker losziehen und die Dreckarbeit machen. Und kann vielleicht feststellen, dass der Nachbar, den er eben noch so auf dem Kicker hatte, „überraschend nett“ ist.
Immer einen Abstecher wert ist auch für Reichow die Bahn. Der Deutschland-Takt – in 50 Jahren fertig? Das erlebt von uns keiner mehr? Die Bahn vielleicht auch nicht. Schließlich der Brexit und die königliche Familie: Ja, sind ja auch Wunschlieder, da dürfen sie ruhig ein wenig älter sein.
Romi Löbhard
Und am Ende des langen Abends im Landsberger Stadttheater durfte das Publikum eine weitere Qualifikation kennen lernen: Der vor allem als Kabarettist bekannte und als solcher vielfache ausgezeichnete Andreas Rebers, der seine Meinung zu diesem und jenem nicht nur vorgetragen, sondern auch mal besungen hatte, legte sein Akkordeon an und ließ die Finger beider Hände virtuos über Tasten und Knöpfe huschen. Das entfachte Begeisterungsstürme. Andreas Rebers brachte sein aktuelles Programm „Rein geschäftlich“ mit nach Landsberg. Armin Federl vom Veranstalter s‘Maximilianeum machte in seiner Begrüßung zusätzlich Wahlwerbung mit zugegebenermaßen einem Spruch, der bereits mehr als ein paar Tage alt ist. Der Programmbeginn stand dazu in eigentümlichem Gegensatz – Andreas Rebers haute ordentlich rein auf die Grünen. „Waren die nicht mal pazifistisch und wollten die nicht rotieren?“
In kühnem Rösselsprung geht es weiter zu Fremdenhass und der Überlegung, ob nicht mal ein Syrer deutscher Bundeskanzler werden könnte. Oder ein Portugiese – warum werden die eigentlich geschasst? Zurück in der Kindheit des heute 65-Jährigen – sind es seine eigenen oder fiktive Erlebnisse, die Rebers serviert? Da geht es um den Strudel, der über die Balkanroute nach Deutschland gelangte und das Ohr, das in Russland geblieben ist. „Was macht es da eigentlich“, fragt sich der Siebenjährige und das ist bei aller Betroffenheit über Kriegsversehrte so komisch, dass der ganze Saal schier brüllt vor Lachen. „Dass mir so was einfällt und dass Ihnen das gefällt, das macht mir Angst.“
Eine Demo als Deckmäntelchen der Oberschicht
Der Nationalsozialismus – in den 1950er und 1980er Jahren allgegenwärtig, Devotionalien aus der Zeit gehütet und im Speicher versteckt. Dazwischen winkt immer wieder der moralische Zeigefinger. „Das Wichtigste ist Mensch sein“ oder „Hass bleibt Hass und Hetze bleibt Hetze“. Die Demokratie müsse gehütet und immer wieder neu erarbeitet werden. Eine Demo wie aktuell in München ist für Rebers nur ein Deckmäntelchen für die Oberschicht und nicht zielführend.
KI? „Gibt es nicht“, sagt Rebers, schließlich sei die Maschine immer nur so intelligent, wie der Mensch es ihr eingibt. Der Saisonauftakt im s‘Maximilianeum wirkt wie ein kunterbunter Haufen an Meinungen und Feststellungen. „Rein geschäftlich“ eben. Ist es also wirklich so, wie es der Kabarettkollege Johann König mal formuliert hat? „Der Comedian macht es wegen dem Geld und der Kabarettist wegen des Geldes.“
Zum Abschluss der Kleinkunst-Saison sind Rudi Zapf & Zapf ́nstreich im Landsberger Stadttheater zu Gast. Was der Abend zu bieten hat.
Von Sandy Kesner
Die Abendsonne liegt über den Dächern Landsbergs und taucht die Altstadt in die warmen Nuancen des Sommers. Im Garten des Stadttheaters trafen sich vergangenen Sonntag um die 100 Besucher und Besucherinnen – hauptsächlich Menschen der älteren Generation. Über ihnen schwebt eine Duftwolke aus Mückenspray. Die sechs steinernen Sitzreihen sind besetzt. Weiche Matten mit bunten Mustern sollen die Zeit hier – neben einem Glas Lillet – noch angenehmer machen. Eine zusätzlich aufgebaute siebte Reihe aus Stühlen ist an diesem Abend quasi die Loge. „Bühne frei für einen schönen Abend“, heißt es dann pünktlich um 19.30 Uhr. Das Publikum reagiert darauf mit einem großen Applaus. Vier Männer treten auf die Open Air-Bühne. Wortlos fangen sie an, ihre Instrumente zu spielen.
Rudi Zapf und sein Ensemble aus Gerhard Wagner, Andreas Seifinger und Steffen Müller gehören zu den über die Jahre lieb gewordenen Gästen der Kleinkunstbühne Landsberg. Denn immer wieder begeisterten die Vollblutmusiker mit ihrer Melange aus Volks- und Weltmusik. Unzählige Auftritte in der Kleinkunst- und Kabarettszene sowie Konzerte in ganz Deutschland machten sie schließlich bekannt. Zum Abschluss der Kleinkunst-Saison spielten.
Ihr zu hörendes Konzert „Weltwärts“ entfachte ein musikalisches Feuerwerk in allen nur denkbaren Klangfarben, die Spezial-Hackbrett, Saxofon, Akustik- und E-Gitarre, Kontrabass, Klarinette, Querflöte, Knopfakkordeon und Vibrandoneon eben so hergeben. Mal temporeich und virtuos, mal locker lässig. Geradezu lustvoll entstaubten die Musiker alte Melodien, ob aus Afrika, Brasilien, Spanien, Argentinien, Mexico oder Kuba. Die Oberkörper des Publikums wippten, die Schuhabsätze tippten.
Rudi Zapf garniert das Programm mit Wortwitz und Charme
Nach dem ersten Tango spielte das Ensemble vier bekanntere Stücke. „Wer alle vier errät, bekommt eine halbe CD geschenkt“, witzelt Rudi Zapf. Immer wieder garniert er das neue Programm mit dem ihm eigenen Wortwitz und Charme. Laut Zapf hat Andreas Seifinger auch „ein Instrument entdeckt, das alle kennen, aber so noch nie gesehen haben“. Daraufhin spielt dieser ein Stück auf seiner Akustikgitarre, während sie auf seinem Schoß liegt. Und „alle die das Stück erkennen, bekommen keine CD geschenkt“, verspricht Rudi Zapf diesmal seinem „Bildungspublikum“.
Eigentlich sollte es an diesem Abend so etwas wie eine Premiere geben. Die neue Bühne sollte einem ersten Praxistest unterzogen werden, doch die Lieferketten bereiteten auch an dieser Stelle Probleme. Davon war an diesem Abend jedoch nichts zu spüren.
Pünktlich zur 20 Uhr geschlagenen Stunde, erklangen die Glocken der Altstadt – fast schon als gehören sie zum Musikstück dazu. „Seit wann spielen die Glocken eigentlich so gut?“, fragt Rudi Zapf im Anschluss. „Wir haben noch nirgends gespielt, wo die Glocken so gestimmt haben wie hier in Landsberg“, schwärmt er.
Von Susanne Greiner
Landsberg - Gediegener sind sie geworden, die „Pam-Pam-Ida“-isten und ihre Kolleginnen aus dem Silberfischorchester. Das denkt man zumindest nach der ersten Hälfte des Konzertes, zu dem die Landsberger Kleinkunstbühne geladen hat. Bis dann der „Gockl“ kräht. Und das Stadttheater innerhalb weniger Takte brodelt. Die Band backt sprudelndes Glück – und entgeht mit viel Gefühl dem Liedermacher-Kitsch.
Ein Techno-Konzert? Der erste Ton, ein wabernder Elektro-Sound, gaukelt das vor, eine gefühlte Ewigkeit – bis das erste „Pfiadijoh“ – eine Mischung aus Gruß und Jodeln – das Publikum dahin holt, wo Pam Pam Ida es haben will: nach Sandersdorf, dem Ursprung der oberbayerischen Band, die mit „Gockl“ 2015 den ersten Hit landete, mit Video samt Blockflötentrio auf dem Misthaufen. Ihr Rezept: eingängige Musik, Texte mit Gewicht – und sich niemals zu ernst nehmen.
Die Band, allen voran Sänger Andreas Eckert, hat keine Scheu, sich zum Affen zu machen. Wenn Eckert im Falsett zum Wohle der Menschheit predigt, die Arme weit geöffnet, ist die Grenze zum Klamauk in Sicht– aber dann taucht Pam Pam Ida ab zum Song „Mensch, Mensch“: ein Lied so voller Idealismus und Glauben an die Spezies, dass es schon fast wieder zu schön ist. Vor zu viel Kitsch rettet das tiefe Bairisch der Texte, das Emotionales erdig macht. Und die Musik: eine Mischung aus Pop, Disco, Rock – und ja, auch einem Hauch Schlager, aber eben auch hier niemals schwülstig.
Die Songs des aktuellen Albums „Frei“ füllen die erste Hälfte des Konzerts. Ernster wirken sie, die Musik geschliffener – weniger Stall, mehr Studio. Und auch wenn das Publikum Eckerts Frage „Gefällt euch das neue Zeug?“ laut mit Ja beantwortet: Bis zur Pause bleiben alle sitzen. Es ist eher Hör- als Tanzmusik.
Das ändert sich nach der Pause – mit ‚dem alten Zeug‘. Die Band startet mit „Optimist“, die ersten klatschen mit. Und beim „Gockl“, zu dem Eckert balzend den Hintern reckt, johlt das Publikum, singt textsicher mit und feiert. Das gerne zur Melodica oder zum Blockflötenduett, zur Djembé und zum Streichereinsatz – oder zum Rock- und Disco-Sound samt E-Gitarrensolo von Daniel Randlkofer: Selten hat man einen Gitarristen akustisch so leidenschaftlich und körperlich so stoisch spielen sehen.
Beim offiziell letzten Song darf das Publikum singend den Abgang der Band begleiten – „Singen ist Teilen“, verkündet Eckert. Aber natürlich ist das Konzert da noch lange nicht zu Ende: Denn ohne „Schultertanz“ und dem Jubel „auf den Sommer, auf die Sonn“ geht Pam Pam Ida nicht nachhaus. Das Publikum könnte jetzt weiterfeiern, auch wenn das ausverkaufte Stadttheater nach über zweieinhalb Stunden einer Sauna gleicht. Runterfahren, heißt die Devise des Zeremonienmeisters. Licht aus, Baustellenlampe an, akustische Gitarre mit neun Stimmen, dazu „I muaß geh“: ein Song, so traurig schön, dass einem vor lauter Gefühlsdusel die Glückstränen kommen. Und meilenweit vom Kitsch entfernt, weil so ungemein nah am Eigentlichen.
PS: Der Name der Band? Stammt angeblich aus einem Traum von Schlagzeuger Julian „Juli“ Menz, in dem er als Schauspieler einen verrückten Wissenschaftler spielte. Dessen Text bestand am Ende nur noch aus einem Mantra: Isinampampamida. Und da seine damalige Freundin Ina M. hieß, gründetet er mit ihr die fiktive Band Pam Pam Ida – die dann 2015 das Licht der Realität erblickte.
Keine leichte Kost mit dem Berliner Musikkabarett Duo Pigor & Eichhorn. Dabei beginnt alles ganz locker und flockig.
Von Romi Löbhard
"Wir sind die Endzeit Opas. Wir sind die letzten Erben des reichen Europas." Was das Berliner Musikkabarett Duo Pigor & Eichhorn zum jüngsten Abend der Landsberger Kleinkunstbühne s‘Maximilianeum den Besuchern im Stadttheater servierte, war nicht immer leichte Kost. Dabei hatte der Abend so schön locker flockig begonnen. "Kabarett, Kabarett, Kabarett!", sangen die beiden und schwärmten von dem Genre. "Wir sind die Chefs hier, wir können uns frei entfalten.“ Das Publikum ist ebenfalls wichtig: "Wir brauchen Applaus, und Sie entscheiden damit, was im Programm bleibt."
Gendersternchen bekommen ihre kabarettistische Würdigung
Danach ging es im mittlerweile zehnten Programm "Volumen X" erst mal darum, wie mit Fundamentalisten zu diskutieren ist, "ohne den Verstand zu verlieren" oder "die Kunst, recht zu behalten". Dass der Prozentsatz an Idioten quer durch alle Bevölkerungsschichten stets konstant bleibt – so wird es wohl sein. Political Correctness und Gendersternchen bekommen die zustehende kabarettistische Würdigung. Zwischen die humorigen Beiträge beginnt sich schwerere Kost zu mischen. So teilt der für die Texte zuständige Thomas Pigor singend seine Beobachtung mit, dass immer nur Fremde ins Visier der Ordnungshüter gelangen, und fleht "kontrolliert mich, ich bin von hier".
Oder er fordert die soziale Ächtung des SUV seitens der Bevölkerung. Die habe ja schließlich auch fertiggebracht, dass Raucher für ihr Laster nach draußen müssen. In Sachen Klimawandel gibt es eine Wutrede auf Angela Merkel und die CDU, die etliches verschlafen hätten. Zwischendurch verschwindet Pigor mal, und Benedikt Eichhorn, der am Flügel für die stets richtigen Töne musikalischer Art zuständig ist, kann ein wenig lästern über seinen Partner auf der Bühne. Ratlosigkeit zunächst bei Pigors Text "Bitte mach nicht Schluss" zur Melodie eines Edith-Piaf-Chansons: Die Erklärung folgt am Ende. "Das ist die wörtliche Übersetzung vom Französischen ins Deutsche." Die Anleitung zum Packen für den Urlaub ist da doch lustiger. "Check, check, ich fahre weg, weg", heißt es und es folgt eine Auflistung von wichtigen Dingen von der Zahnbürste bis zum Ladekabel. Für alle, die damit so ihre liebe Not haben, empfiehlt Pigor die Homepage des Duos. Dort sei die Liste zu finden. Er hasse Musicals, auch das erfährt das Publikum von Pigor. Dabei hat er doch selbst etliche geschrieben? Das Duo – Pigor aus Nordbayern, Eichhorn aus dem Münsterland – denkt laut über Grundlegendes wie den Begriff Heimat nach, was in der Feststellung endet "Heimat ist da, wo man nicht ist". Die beiden schon etwas gesetzteren Herren Pigor & Eichhorn schließen "Volumen X" mit der Schilderung von Vorzügen der älteren Generation und fordern: "Geht nicht in Rente, bitte! Wir sind doch die letzten Guten!"
Stefanie Sargnagel aus Wien liest im Landsberger Stadttheater. Am Ende gibt es langen Applaus aber auch eine Enttäuschung.
Dagmar Kübler
"Dicht - Aufzeichnung einer Tagediebin" heißt das neue Buch von Stefanie Sargnagel, aus dem sie im gut besuchten Landsberger Stadttheater las. Sargnagel nahm ihre Zuhörer mit in die Welt, die sie als Teenager in ihrer Heimatstadt Wien für sich gefunden hatte. Subkultur und alternativ sein waren angesagt, und führten zu Allianzen der Jugendlichen mit Obdachlosen, Spinnern, Trinkern und anderen schrägen Vögeln.
Als Rückzugsorte solcher "Subkulturisten" dienten Stadtparks, die sie gemeinsam mit braven Rentnern und Asylbewerbern teilten, die ebenfalls gekommen waren, um den Tag totzuschlagen. Oder Kneipen, deren Besitzer es mit den Gesetzen nicht so genau nahmen und die mindestens ebenso schräg waren wie ihre Besucher. Dort trafen dann "alte Alkis und junge Kiffer" aufeinander, erzählte Sargnagel. Und eben jene Gestalten, die sie in "Dicht" ausführlich beschreibt, wie den Aids-Michel, dem es auf seine ganz eigene Art gelang, die Menschen im Viertel für sich zu gewinnen und irgendwie durchs Leben zu kommen. Seine kleine Wohnung wurde denn auch zu einer Art Jugendhaus "ohne Pädagoginnen, dafür aber mit Bier".
Das Milieu hat eine große Anziehungskraft auf Stefanie Sargnagel
Durch Aufenthalte von Michel in der Psychiatrie lernte die junge Protagonistin auch dieses Milieu kennen und die, die es lebendig halten, psychotische 50-Jährige, die in Michels Wohnung auf neunmalkluge Gymnasiastinnen trafen, so wie der ehemalige Physiker Herbert im weißen Doktorkittel mit bipolarer Störung. Trotz der großen Anziehungskraft des Milieus gelingt es Sargnagel ab und zu, etwas Eigenes auf die Füße zu stellen, wie einen Ausflug nach Amsterdam, dem Mekka der jungen Kiffer, wo sie dann aber gar nichts erlebt, weil alle aufgrund des hohen Konsums nur "ohne Körperspannung vor sich hindämmern" oder sich "wie schwerfällige Schildkröten über den Campingplatz schleppen".
Ein Leben tut sich für die Zuhörer auf, in dem alles eine Rolle spielt, nur nicht Schule und Elternhaus. Ein Leben im Jetzt, ein sich dahintreiben lassen, ein Heute ohne Morgen, ohne Sinnsuche, Fragen oder Zweifel. Zeit ist verschwenderisch vorhanden, die Zukunft spielt noch keine Rolle in dieser Zeit zwischen Kindheit und erwachsen sein.
Wie alle ihre Bücher entstand auch "Dicht" aus Texten, die Sargnagel, mit gebürtigem Namen Sprengnagel, geboren 1986 in Wien, seit den späten 2000er-Jahren in den sozialen Medien veröffentlichte. Bestechend dabei ist ihre genaue Beobachtungsgabe und dass sie alles klar beim Namen nennt. Die Texte hat sie für die Buchform mit Überleitungen verbunden; für die Lesung würzte sie sie zudem mit aktuellen Erzählungen, beispielsweise darüber, welche Resonanz sie von ihrer Leserschaft erfuhr. Das Ganze ist witzig, kam im Landsberger Publikum gut an und sorgte für zahlreiche Lacher. Bei Eltern sorgen die Texte sicher für Zwiespalt, wecken sie zum einen zwar die Erinnerung an die eigene Jugend, in der man alles mit Freunden teilte, Verantwortung ein Fremdwort war und Verweigerungshaltung ein Mittel zur Weltveränderung. Zum anderen wünschen sich die meisten aber sicherlich, dass ihre Kinder geborgener aufwachsen und nicht ein Jahr vor dem Abitur die Schule abbrechen.
Einer Diskussion am Ende weicht Stefanie Sargnagel aus
Stefanie Sargnagel, schwarze Leggins, Sweatshirt und Turnschuhe, ging schnell von der Bühne ab und wurde mit langem Applaus bedacht. Am Ende enttäuschte sie aber doch das Landsberger Publikum, indem sie nicht mehr auf der Bühne erschien. Zumal sie einer Zuhörerin noch eine Antwort schuldig war. Diese forderte Sargnagel mit einem Zwischenruf auf, die Sache doch etwas differenzierter zu sehen, als diese von ihrer Teilnahme an einer Gegendemonstration während der Proteste gegen die Corona-Einschränkungen erzählte. In dieser Zeit schuf sie den Begriff "Nippies", aus "Hippies" und "Nazis", da sie bei den Corona-Protesten einen Schulterschluss von Esotherikern und Rechten beobachtete und dazu aufforderte, diesen "in die Klangschalen zu scheißen". Darüber könne man später diskutieren, hatte Sargnagel auf den Zwischenruf entgegnet.
Von: Susanne Greiner
Landsberg – Weihnachten ist selten so, wie man es gerne hätte. Stress, ein kaputter Fernseher und auch das allgemeine Unwohlbefinden – sei‘s nun wegen zu vielen Knödeln oder zu wenig Gas – sorgen für Magen- und Seelenschwere. Auflockern lässt sich das mit einer liebgewonnenen Tradition: dem Weihnachtsbrettl der Landsberger Kleinkunstbühne s‘Maximilianeum. Das durfte heuer nach jahrelanger Pause wieder Ohren, Kopf und Magen versüßen – mit der Callas, dem Caruso, dem Duo „KlangZeit“ sowie Orangenpunsch und Plätzchen.
Nein, beim Weihnachtsbrettl tönen keine Zimbeln und Engelschöre. Das machen die Musiker Marie-Josefin Melchior und Johann Zeller gleich am Anfang klar: ein Tanz, bei dem Zellers Akkordeon zur Beatbox wird, entführt in die Welt – die auch zur Filmwelt werden kann, wenn Geige und Akkordeon das Thema aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ schmelzen. Dazu gibt es Tango und Sitz-Boarischen, Brahms‘ „Ungarischer Tanz Nr. 5“ oder auch ein aramäisches Friedenslied – Musik mit so viel Leidenschaft und Können gespielt, dass Kerzen und Co. für Herzenswärme überflüssig werden.
Die Callas und der Caruso alias Monica Calla und Matthias Bartels lesen Eigenes und Fremdes. Einem etwas holprigen, da abgelesenen Kabaretteinstieg um den Klassiker „Wie stelle ich den Christbaum auf“ folgen humorvoll-zynische Texte und Gedichte: das aktualisierte Weihnachtslied mit der Krippe als klimaneutralem Tiny-House mit Hausgeburt, eine dramatische Knödelballade, Loriots „Fernsehabend“ sowie sein Gedicht „Advent“ samt mordlüsterner Förstersfrau. Aber auch eine Live-Schalte zum Nürnberger Christkindlmarkt, von dem Calla im besten Fränkisch über „Zwetschgenmännle“ in Form von Scholz, FDP, Grünen oder auch in Form eines Landrats politisiert, der unterm Baum gar die „wundersame Vermehrung von sich selbst“ auf fünf Stellvertreter erfährt. Nicht nur Politik und Humor deklamieren ‚Callas und Caruso‘. Bartels liest auch Wolfgang Borcherts „Die drei dunklen Könige“, eine nüchtern-düstere Weihnachtsgeschichte aus der Nachkriegszeit.
Natürlich darf am Tag des WM-Endspiels der Fußball nicht fehlen. Die ‚Live-Schalte‘ wird aber unterbrochen – und wechselt zum 24. Dezember 1914, nach Armentière. Der Heiligabend, an dem Briten und Deutsche gemeinsam „Stille Nacht“ sangen und am nächsten Tag auf dem gefrorenen Kohlacker im Niemandsland Fußball spielten. In diesem Sinne „stille, friedliche Weihnachten“ wünschen Calla und Bartels, begleitet vom aramäischen Friedenslied, das „Friede diesem Haus“ wünscht. Und dessen Refrain das Publikum sanft ausklingen lässt. Ein gelungener Start in die hoffentlich ‚Staade Zeit‘.
Von: Susanne Greiner
Landsberg – Idol und Freiheitskämpfer oder Weiberheld und Großmaul? Weiß man‘s, würden Vertreter des hehren Jennerwein-Vermächtnisses sagen. Wie auch immer, aussagekräftige Dokumente außer dem Gerichtsurteil gibt es nicht. Dass die Figur sicher zwiespältig zu sehen ist, lassen auch Johanna Bittenbinder, Heinz-Josef Braun und Stefan Murr in ihrem Live-Hörspiel „Jennerwein“ spüren. Großartig und humorvoll-satirisch untermalt wird der Auftritt im Stadttheater am Samstag vom Art Ensemble of Passau. Ein runder, spannender und absolut mitreißender Abend, den die Kleinkunstbühne s‘Maximilianeum zum Abschluss seines 30-jährigen Jubiläums feierte.
Dass der Wilderer Georg Jennerwein, liebevoll Girgl genannt, seine Jagdbeute mit den Armen geteilt hat – ungewiss. Dass er gegen die ‚Großkopferten‘ wetterte – weiß keiner wirklich. Aber es gibt das Jennerwein-Lied. Und weil eben in den Bergen die Freiheit wohnt und Legenden über fingierte Selbstmorde in Bayern gerne Anklang finden, landet am Todestags des Wilderers, am 6. November, öfter mal ein Kranz auf Jennerweins Grab im Westernhofener Friedhof. Diese Zwiespältigkeit der Figur bringen Murr und Braun als Autoren des Hörspiels, das des Wilderers Leben von der Wiege bis zur Bahre erzählt, immer wieder auf den Punkt. Erzählen im tiefsten (und für Nicht-Muttersprachler einhörungsbedürftigem) Bairisch, wie der Girgl als uneheliches Kind von Mitschülern gemobbt wird – und später die Mutter seiner Tochter ebenfalls im Stich lassen wird. Lassen seine Großmauligkeit und Selbstüberschätzung in lebendigen Wirtshausdialogen und derben Gstanzerln aufleben – setzen aber den Startpunkt seines Wilderns in das Empfinden der Ungerechtkeit, das Jennerwein beim Anblick einer Jagdgesellschaft der ‚Großkopferten‘ überfällt. Und natürlich in das Aufbegehren gegen ‚die da oben‘, wegen deren Erbstreitigkeiten ein Krieg ausbricht, der die kleinen Leute verheizt. Ein Krieg, in dem Jennerwein auch seinen – zumindest der Legende nach – späteren Mörder Pföderl als Freund kennenlernt. Der wiederum wird laut historischer Akte zu acht Monaten wegen Körperverletzung verurteilt. Der Legende nach treiben ihn aber seine „inneren Dämonen“ in den Alkohol und anschließenden Tod.
Das Hörspiel ist ein mitreißendes Spiel mit Legende und Wahrheit, umgesetzt durch drei hervorragende Sprecher, die weder krakeelen noch Grimasse schneiden müssen, um dem Zuschauer alle Figuren plastisch zu Ohren zu bringen. Braun übernimmt mit unverwechselbar präziser Sprache die eher biederen Rollen wie die des feigen Oberförsters Mayr oder eben die des Jennerwein-Mörders. Murr gibt vor allem den draufgängerischen Girgl, der als äußerste Geste seine zwei Protagonisten ab und zu misstrauisch beäugt – die ihrerseits stets im sturen Blick nach vorne stieren. Und Bittenbinder ist draufgängerische Wirtshausbedienung, leidenschaftlich stöhnende Beischläferin Jennerweins oder auch hinhaltend-scheues und letztendlich sitzengelassenes Agerl.
Die vier Musiker des Art Ensemble of Passau (Leo Gmelch, Peter Tuscher, Yogo Pausch und Florian Burgmayr) setzen mit Geräuschen und kurzen Musik-Einwürfen Stimmungs-Momente, die Ennio Morricone in nichts nachstehen. Oder sie begleiten mit Gstanzerlmusik, Rumba oder gar Dixie-Jazz die Sprecher.
Nach „Tannöd“ (2019 im Stadttheater) beweist das Ehepaar Bittenbinder-Braun mit Murrs Unterstützung samt „vogelwilder Musik“ der Passauer wieder einmal, dass Sprache und Musik plastischere Bilder erzeugen als selbst bestes Kino.
Unsere Veranstaltungen finden im Foyer oder im Saal des Stadttheaters Landsberg am Lech, Schlossergasse 381, statt. Sie beginnen in der Regel um 19.30 Uhr. Einlass ins Foyer und Öffnung der Abendkasse 18.30 Uhr.
Das Landsberger Stadttheater liegt mitten in der romantischen Altstadt in der Schlossergasse.
Vom Bahnhof Landsberg Lech geht man zu Fuß in zehn Minuten über die Karolinenbrücke zum Hauptplatz und dort durch den Schmalzturm und biegt links in die Schlossergasse.
Mit dem Auto fährt man von allen Zufahrtstraßen Richtung Zentrum.
Parkgarage Schlossberg, Neue Bergstraße
Ausgang Richtung Hauptplatz/Stadttheater
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Unsere Spielsaison beginnt immer am 3.Oktober mit einem politischen Kabarettisten zum „Tag der deutschen Einheit“ und endet meist im Juni des folgenden Jahres. Unser Spieltag ist außer dem 3. Oktober in der Regel ein Sonntagabend einmal monatlich.
Organisiert sind wir als Verein mit etwa 80 Mitgliedern und einer 8 köpfigen Vorstandschaft, die auch die Veranstaltungen organisiert. Wir haben unsere jährliche Jahreshauptversammlung und nach Bedarf ein paar Vorstandsitzungen im Jahr.
Aktuell setzt sich die Vorstandschaft so zusammen:
„s’Maximilianeum" wurde 1991 in Stoffen gegründet und hatte dort im Kukuruz seine erste Bleibe. 1994 zogen wir in die Stadt Landsberg am Lech um und fanden zunächst im Dachgeschoß der Stadtbibliothek einen provisorischen Spielort. Im selben Jahr wurde auch der Verein „s‘Maximilianeum e.V." ins Leben gerufen, um uns eine organisatorische Grundlage zu geben. Bereits ein Jahr später, 1995, konnten wir in das neu renovierte Stadttheater umziehen und das Foyer für uns als ständigen Spielort entdecken. Das ist nun auch unsere Heimat geworden und wenn die Ticketnachfrage sehr groß ist, dürfen wir auch in den Theatersaal umziehen und dessen Bühne nutzen.
Im Oktober 2020 wurde uns, der Kleinkunstbühne „s’Maximilianeum e.V.“ als erster Verein von der Stadt Landsberg am Lech die Dominikus-Zimmermann-Rocaille in Silber für unsere besonderen Verdienste für das kulturelle Leben in Landsberg am Lech verliehen. Wir freuen uns sehr über das außergewöhnliche Zeichen an Wertschätzung für unsere ehrenamtliche Arbeit durch die Stadt Landsberg am Lech und haben diese Ehrung am 17.09.2021 sehr gerne entgegengenommen
Interessierte Künstler bewerben sich bitte unter: bewerbung@kleinkunstbuehne-landsberg.de. Für alle anderen Anliegen nutzen Sie gerne folgendes Kontaktformular:
s'Maximilianeum e.V. | Landsberg am Lech
Vertretungsberechtigter Vorstand: Volker Horwat, Armin Federl
Registergericht: Amtsgericht Augsburg | Registernummer: VR 40515
Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 6 MDStV: Volker Horwat
1. Vorsitzender: Volker Horwat | Ummendorfer Str. 4c | 86899 Landsberg
post@kleinkunstbuehne-landsberg.de
USt-Id.: 125/109/50176 Finanzamt: Kaufbeuren